Die Entstehungsgeschichte der Phönixen ist bereits hier im blog verewigt. 2016 ging es bereits in die 3. Auflage.
Der harte Phönixen-Kern war wie immer dabei, die frei gewordenen Plätze wurden mit Tamara Mangerich vom Team "Back ForRest" und Monika Vosse perfekt nachbesetzt. Und der Support inkl. Rund-um-die-Uhr-Versorgung durch Gisela von Radsport Nagel wie immer sichergestellt.
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4-Sterne-Deluxe-Support Foto: A. Feuchter |
Einzig die Vorbereitung fiel dieses Jahr irgendwie aus. Kein einziger Wettkampf meinerseits zur Vorbereitung. Die Waage (richtig) am ächzen. Der Wunsch sich mal wieder richtig zu quälen im Stand by - Modus. Mindestens 100 Ausreden parat gelegt, warum ich dieses Jahr nicht teilnehmen kann. Aber als Team-Leader kneifen, nachdem ich im Jahr davor am lautesten geschrieen habe? Nein, das geht nun wirklich nicht. Das Phönixen-Trikot in Größe M habe ich sicherheitshalber vor der Abfahrt nach Duisburg nicht probegetragen. Bei dem korsettartigen Sitz hätte ich mir das mit der Ausrede doch nochmal ernstlich überlegt.
Bereits bei der Ankunft am Freitag waren die Bedenken (vorübergehend) wie weggeblasen und die Wiedersehensfreude groß. Neben dem Phönixen-Achter war der Radsport Nagel Männer - Vierer vor Ort und hatte bereits Zelte, Grill und Bierkisten aufgebaut. Besser geht es nicht.
Samstag, 12 Uhr, war es dann so weit. Janett steht am Start. Die Sonne über dem Landschaftspark Duisburg strahlt. Die Nervosität steigt. Strategie? Keine. Schneller fahren als die anderen. Diesmal sind nur 3 reine Damenteams am Start. Aber wie sagt Gisela so schön: "In der Mitte steht es sich am besten". Doch man kennt sich. Die Teams, die in 2015 die Plätze 2-4 belegt haben, sind wieder am Start. Das Siegerteam und die übrigen Teams aus 2015 nicht. Nach 6 Stunden - einem Viertel der Zeit - ein Kopf an Kopf-Rennen. Alle 3 Teams wechseln sich stetig in den Positionen ab und liegen abwechselnd in Führung. Das kann ja heiter werden. Die meisten Fahrerinnen, die von der Runde zurück kommen, fluchen.
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Das Nadelöhr - die Treppenabfahrt |
An der Engstelle - einer überbauten Treppenabfahrt - staut sich das Feld bis zu 6 Minuten. Hektische Blicke in die Live-Ergebnisse. Hoffentlich stehen die anderen Teams auch im Stau. Dann das Malheur. Sabine kommt ramponiert und mit zerstörter Schaltung von ihrer 2. Runde zurück. Ein Fahrer hat sich direkt vor ihr "lang
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Sabine nach ihrer unsanften Landung Foto: A. Feuchter |
gemacht". Ein Ausweichen unmöglich. Auf Grund der knappen Zeitabstände fallen wir sofort auf den 3. Platz zurück. Die Aufholjagd beginnt. Monika, die nachts aussetzen möchte, fährt schnelle Zusatzrunden. Tamara, die normalerweise mit den Jungs vom
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Tamara mit Spitzenzeiten Foto: Gordon Ueding |
Team Back ForRest
unterwegs ist, legt sich noch flacher auf's Rad als sonst und fährt mit 17:35 Minuten Rundenbestzeit. Rauthgundis und Janett ignorieren Ermüdungsbruch und Rücken. Gejammert werden kann später. Sabine bekommt das Rad von Gerhard Dummert, der glücklicherweise selbst nicht fährt, und kann somit weiterfahren. Und wie: mit Abstand persönlich Bestzeit. Mit Tränen in den Augen kommt sie von ihrer Runde zurück. So schön kann Radfahren sein. (Paul, ich glaube, da ist ein neues Rad fällig?)
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Maya und ich wollen nicht so richtig wieder raus. Foto: A. Feuchter |
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Tamara's Schild sagt alles: FUCK. Foto: A. Feuchter |
Bevor es in die Nacht geht, liegen das beste und das schlechteste Team gerade einmal 28 Sekunden auseinander. Ein Wimpernschlag. Da zwei Fahrerinnen nachts nicht fahren wollen, wechseln sich die restlichen 6 ab. Es wird dunkel. Es wird ruhiger. Es wird kalt. Feuchtigkeit setzt sich ab und läßt alles klamm werden. Die, die können, fahren 2 Runden am Stück, der Rest eine. Dadurch sind die Ruhephasen kurz. Nur ca. 1:45 Std. bis zum nächsten Wechsel. In dieser Zeit heißt es raus aus den nassen Klamotten. Diese so verstauen, dass man
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Beneidenswert: Markus Risse legt sich hin und ... schläft! Foto: A. Feuchter |
sie auch wieder findet. Essen. Trinken. Pinkeln. Rad und Beleuchtung prüfen. Kurz rein in den Schlafsack. Kapuze über den Kopf und sich warm zittern. Oder gleich am Ofen zusammenrollen. Egal welche Taktik man wählt. Irgendwann kommt der Moment, an dem man wieder raus in die Kälte muss. Wieder rein in die nassen, kalten Klamotten. Und sich wieder mit vielen anderen Verrückten in die Wechselzone stellen.
Die wirklich Verrückten stehen jedoch gar nicht in der Wechselzone. Denn das sind die Solofahrer. Diese kreiseln Runde für Runde und unterbrechen ihre Fahrt lediglich für Pinkelpausen. Gegessen und getrunken wird meist auf dem Rad, geschlafen - zumindest an der Spitze - nicht. Der Solosieger der Männer legt alleine 74 Runden in 24 Stunden zurück. Deutlich mehr als unser Team zu acht. Aber als ob das nicht genügen würde, gibt es zwei, die es auf die Spitze treiben: Jana Kalbertodt - auch für Radsport Nagel im Rennen - und Mario Peters - besser bekannt als Kolumnist "Muschi" für MTB News.
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Jana und Muschi beim "Syncronschwimmen" - Copyright Suilian Richon |
Während die meisten mit dem Schlussanstieg, dem "Monte Schlacko" und seinen 20%, hadern, beschließen die beiden gleich ganz auf die Schaltung zu verzichten und auf Singlespeed umzusatteln.
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20% Steigung ohne Schaltung - Copyright Suilian Richon |
Wer jetzt glaubt, dass es den beiden nur darum geht das Ganze irgendwie durchzustehen, der hat sich getäuscht. Ziel ist ein Podiumsplatz für Jana. Dafür setzt sich Mario 18 Stunden in den Wind, Jana immer dicht dahinter. Wie 2 Syncronschwimmer drehen sie ihre Runden. Die letzten
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Gemeinsam quälen verbindet - Copyright Suilian Richon |
6 Stunden dreht sich das Bild. Jana zieht vorne, Muschi quält sich hinten. Am Ende springt sowohl für Jana wie für Muschi ein 2. Platz raus. Unglaublich.
Auch das Phönixen-Team kämpft weiter mit widrigen Umständen. Janett bricht in der Nacht die Halterung der Lampe. Irgendwie schafft sie es Lampe und Lenker mit der einen Hand zu halten. Bremsen ist damit nicht wirklich möglich, aber wie heißt es so schön: "Wer bremst verliert". Es wird hell und Monika ist heiß die Runden nachzuholen, die sie in der Nacht ausgesetzt hat. Jetzt fahren überwiegend Janett, Tamara und Monika, unsere schnellsten Fahrerinnen. Aus dem Rückstand wird ein Vorsprung. Nach 24 Stunden bleibt der Zähler bei 68 Runden stehen: 2 Runden Vorsprung vor dem Frauenpower-Team des RSV Coesfeld und 4 vor den Grazien. Es ist vollbracht. Ein weiterer Pokal für Gisela Nagel als Dank für die super Unterstützung.
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Für Durchschnittsalter von 45 Jahren nicht schlecht, oder? V.l. oven: Maya Struck, Janett Welzl, Rauthgundis Höschen, Tamara Mangerich, Sabine Winterhoff, Monika Vosse. V.l. unten: Dagmar Schröder, Anke Strunck Foto: A. Feuchter |
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Phönixen-Sieg im Frauen 8er Foto: A. Feuchter |
Wie immer war Duisburg ein Erlebnis. Vielleicht das letztemal für unser Phönixen-Team, da Gisela Ernst macht und im kommenden Jahr "Night on Bike" sponsorn möchte. Das macht mir Angst. Doppelt so viele Höhenmeter pro Runde? Für einen Sprinter wie mich? Oje! Da muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit meinem inneren Schweinehund reden... ;)
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Es ist vollbracht. |
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