Samstag Nacht an irgendeinem See : FUQRS-Nightride - die Bewährungsprobe

FUQRS steht für "Freiburger Umland Querfeldein Rennserie". Wer beim BDR nach dieser Rennserie sucht, wird nicht fündig werden. Was auch gut ist und den Charme ausmacht. Gleichgesinnte treffen sich mehr oder minder spontan, um sich gemeinsam der schönsten Nebensache der Welt zu widmen, dem Radfahren. Genauer gesagt dem gemeinsam auf dünnen Reifen durch Matsch, Wald und Wiese pflügen.
Absolutes jährliches Highlight : Nightcross an irgendeinem Samstag im November an besagtem namenlosem See. 
Der Wiesenhang.     Foto: Lucas Bergmann

Vor 2 Jahren stolperten wir eher zufällig über diese Veranstaltung und waren sofort Feuer und Flamme. Lauthals feuerten wir als Zuschauer die Fahrer an. Aktuelle Spitzensportler, ehemalige Deutsche Meister, ambitionierte Freizeitfahrer und absolute Anfänger drehten gemeinsam ihre Runden. Schon der Start war spektakulär. Am Fuß eines dicht bewachsenen Hangs wurde Startaufstellung genommen. Nach dem Startzeichen kämpften sich an die 20
Der Start    Foto: Eva Maria Fünfgeld
Fahrer und Fahrerinnen auf Händen und Füßen den fast senkrechten Hang hinauf, ehe sie sich auf ihre Räder schwingen konnten. Richtige Startnummern gibt es keine. Jeder bekommt eine kleine Nummer auf den Lenker geklebt und soll diese beim Vorbeifahren am Ziel zurufen, was nur bedingt klappt. Ist aber auch egal. Das Ergebnis ist Nebensache. Unser Entschluss damals: Das nächste Mal fahren wir mit. Just for Fun. 
Warum wir letztes Jahr nicht dort waren, weiß ich nicht mehr. Doch auch dieses Jahr hatte sich alles verschworen. Eine Magen-Darm-Grippe zwang mich die halbe Woche ins Bett. Die Arbeit und das Wetter halten mich schon seit Wochen vom regelmäßigen Radfahren ab. Die Teilnahme an der Veranstaltung längst abgehakt, sitze ich den ganzen Samstag im Büro. 18 Uhr endlich daheim auf dem Sofa. Völlig unvermittelte Frage meines Mannes: "Was ist jetzt? Fahren wir?" Äh, wir? Fahren? Äh nöö..!? Nix trainiert! Nix drauf! Technik in den letzten 25 Jahren verlernt. "Sind die Lampen überhaupt geladen?" "Nö". Ja dann ist ja alles klar: SOFA. 
30 Minuten später... das Hirn rattert... Wie habe ich im letzten Post so schön behauptet: Nicht Perfektionismus ist angesagt, sondern Spontanität. Alsooo guuuut. Hektik bricht aus. Akkus an den Strom. Klamotten für 0°C zusammensuchen. Wo ist der 2. Handschuh? Wo habe ich nur die Winterschuhe hingeschmissen? Funktionieren die Räder überhaupt. Egal. Essen? Keine Zeit. Im Kühlschrank: Leere. 40 Minuten vor dem Start sitzen wir vollbeladen im Auto. Wo genau ist der Start nochmal? Genau in dem Moment fährt ein Auto mit einem Crosser hinten drauf an uns vorbei. Nix wie hinterher. Wo soll der schon hinwollen. Richtig getippt. 11 Minuten vor dem Start sind wir da. 

Schon beim Schuh anziehen: Krampf. Das kann ja heiter werden. Nummernausgabe? Wir sagen unsere Namen und bekommen 27 + 28. Nach uns kommen noch weitere Fahrer. Wir sprinten zum Start. Wo geht's lang? Gibt es irgendwelche kritischen Stellen? Ich habe es ja gleich gesagt, wir hätten die Runde zumindest mal abfahren sollen. Aber dafür ist keine Zeit. Also Plan B: Im Dunkeln am Vordermann orientieren. Der leuchtet die Strecke ja gut aus. 
Gefluche nebenan. Alex' Lampe bleibt dunkel. Irgendwo hat sich die Kabelverbindung gelöst. Also Jacke auf, Kabel prüfen. Parallel fällt der "Startschuß". Mist. Bis das  technnische Problem gelöst ist, sind alle weg. Endlich durch das Gestrüpp gekämpft und beim Rad angekommen, irren noch einzelne Fahrer herum und suchen ihr Rad. Ja hat da einer die Räder vertauscht? 

Meins liegt noch an der ursprünglichen Stelle. Ich komme vor Alex' und den letzten Suchenden auf's Rad.  Mein Plan B hat sich jedoch in Luft aufgelöst. Vor mir ist niemand mehr zu sehen. Und die wenigen hinter mir rauschen in einer Irrsinnsgeschwindigkeit an mir vorbei. Es wird dunkel. Keine Ahnung wo die Strecke ist. Zweimal blitzt Wasser vor mir auf. ...eiße! Der Trampelpfad führt nur wenige Zentimeter am See vorbei. Endlich ein Fahrer vor mir. Ich komme näher. Hä? Alex? Wie kommt der denn vor mich, der war doch noch hinter mir am Start. Egal, Hauptsache ich kann endlich sehen wo die Strecke ist. Plötzlich tauchen Delfin-Handtücher im Wald auf, direkt danach geht es steil über eine Wiese zum Ziel hoch. Ach nö! Was für ein Gewürge. Nach der nächsten Abfahrt wird es wieder dunkel. Keine Markierungen mehr. Also immer der Nase nach. Und wieder der hartnäckige Gedanke: "Wir hätten uns die Strecke vorher anschauen sollen!" Gemeinsam finden wir nach einigen unnötigen Schlaufen gemeinsam den richtigen Weg. 2 Runden drehen wir gemeinsam, dann macht es sich mehr als deutlich bemerkbar, dass ich vor dem Rennen nichts gegessen und nicht getrunken habe. Klassischer Anfängerfehler. Hungerast und Dauerkrampf unter dem Fuß sind die Folge. Blick auf den Sigma. Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas? Erst 20:59 Minuten sind rum. Angesetzt sind 45:00 Minuten + 1 Runde. Das überlebe ich nicht. Ich lasse Alex ziehen. Mein kleiner innerer Schweinehund schreit permanent "Aufhören". Doch ich schaffe es irgendwie ihn zu ignorieren. Aufhören ist keine Option. Beim Kampf gegen den Wiesenhang plötzlich die "Glocke" für die letzte Runde. Letze Runde? Juchu, die Technik hat versagt. Die Zeitmessung am Lenker ist stehengeblieben. Macht diesmal gar nix! Hauptsache die Quälerei ist endlich zu Ende. Die letzte Runde bringe ich noch mit Anstand als "Schlußlicht" zu Ende.
Mit dem Tandem. Wahnsinn. Wie geht das, ohne in den See zu fallen?      Foto: Lucas Bergmann
Zum Glück hat sich schon jemand um das rmende Lagerfeuer gekümmert. Würstchen liegen auf dem Grill. Pizzataschen werden herumgereicht. Glühwein und Bier machen die Runde. Die 3 Erstplatzierten werden verkündet: Tobi, Ritchy & Stefan. Oder? Egal. Zudem Premiere: Erstmalig kein MTB am Start (daher mußte auch niemand das berüchtigte rosa Tütü tragen), dafür Tandem (Mixed) und so viele Mädels wie noch nie. Ohne Werbung und Sponsoren 35 Fahrer. Respekt!
Die üblichen "Verdächtigen" :D           Foto: Eva Maria Fünfgeld
Resüme: Super Veranstaltung. Nette Leute. Engagierte Organisatoren. Zum Glück nicht auf dem Sofa sitzen geblieben. Und jemand muss ja Letzter werden ;)

 



Kommentare

Am meisten gelesen...

Wiederholungstat: MAGURA 24h - Stunden von Duisburg - Phönixen die Dritte!

FUQRS: Auf die Nikoläuse fertig los...

Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum,,,

Wer wird die 115. Auflage von Paris-Roubaix für sich entscheiden?