24 h - MTB - Abenteuer in Duisburg
Facebook-Aufruf:
Ehemalige Rennfahrerinnen für für 8er-Team bei 24h-Rennen gesucht!!!
Frühjahr 2014. Unikat Gisela Nagel, früher selbst
Radrennfahrerin und heute Inhaberhin mehrerer Radsportläden in NRW (Radsport Nagel) sucht ehemalige Rennfahrerinnen, die Lust haben in
einem gesponsorten 8er-Team beim 24h-MTB-Rennen in Duisburg zu starten.
Sponsoring? Wow! Das gab es früher für Hobbyteams nicht. Seit kurzem mein
Fully gegen ein Hardtail getauscht. Zwar nicht wirklich viel trainiert und zu
viel Speck auf den Rippen...aber was soll's - sind ja noch ein paar Monate hin
(spontan viele gute Vorsätze gefasst). 24 h geteilt durch 8 Fahrerinnen
bedeutet nur 3 Stunden Fahrzeit für jede. Ja klar, ich bin dabei.
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Kreuz und quer durch Industrieanlagen |
Interessante Location: Industriedenkmal mitten im
Ruhrpott
Ein
24h-Rennen im Ruhrpott? Wie soll denn das gehen? Ist da nicht alles bebaut? Das Gute daran: es kann nicht
wirklich Berg auf gehen. Erst einmal gegoogelt: 8,5 km-Runde in mitten eines
Landschaftsparks rund um ein Industriedenkmal. Die zu vergebenden Startplätze
sind binnen weniger Minuten vergeben. Zum Glück hat sich darum auch Gisela gekümmert.
Phönix aus der Asche
Der Termin rückt näher, das Team steht, der Teamnamen
ist gefunden: Phönixen. Trikots und
Supporter-Shirts in Vorbereitung, u.a. Firma Schwalbe als Sponsor gewonnen.
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Die "Phönixen" im Schwalbe-Outfit inkl. mitgereiser Supporter |
Mit dem Training klappt es nicht wie geplant. Aber was
soll's. 3-Stunden-Touren am Wochenende überlebe ich ja auch. Große
Wiedersehensfreude mit den früheren Rivalinnen - nach über 25 Jahren. Den
sozialen Netzwerken und Gisela sei Dank.
Es wird ernst
Am morgen des Rennens: Einweisung in die Renntaktik: 3
Damenteams sind am Start. Ein Sieg wird erwartet. Die Startfahrerin soll sich
möglichst weit vorne ins Renngetümmel werfen und die Position verteidigen. Nach
einer Runde Wechsel auf die nächste Fahrerin - hier für werde ich ausgewählt. Moment mal!? Wir wechseln
jede Runde - also alle 8,5 km? Im Klartext für alle, die noch nie ein 24h-Rennen gefahren sind: ca. 20 Minuten fahren bis
Du Sternchen siehst. Jutta Schubert, ehemalige Master-Weltmeisterin auf der
Straße, schießt kurz nach den männlichen Spitzenreitern in die Wechselzone.
Hektische Übergabe des "Staffelstabes". Dann erst einmal mit dem Rad
bis an das Ende der Wechselzone rennen, bloß nicht im Affekt aufspringen - das gibt Strafzeiten. Niemand hat gesagt, dass man auch noch
rennen muss. Kreuz und quer geht es durch den Landschaftspark und die
Industrieanlagen. Die Streckenführung kann ich mir bis zum Schluß nicht merken. Die
erste Rundenzeit: katastrophal. 23 Minuten kamen mir noch nie so lange vor. Die
anderen schlagen sich deutlich besser als ich. In der zweiten Runde läuft es, auch nachdem ich einige Luft aus den Reifen gelassen habe,
deutlich "runder". Der Ehrgeiz ist geweckt. Das Rennfieber
ausgebrochen.
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Zu Rennbeginn: große Hitze - viel Staub |
Dunkle Wolken ziehen auf - Rennunterbrechnung wegen Unwetterwarnung
Jedoch gleich nach dem 2. Durchgang entscheidet sich
Veranstalter Stefan Salscheider von SKYDER für die Unterbrechung des Rennens
wegen einer Unwetterwarnung. Innerhalb weniger Minuten zieht ein Sturm auf, der
Himmel verdunkelt sich und der Himmel öffnet seine Schleusen. Vier Stunden
vergehen, ehe das Rennen wieder neu gestartet werden kann. Da es bereits
dämmert besteht bereits Lichtpflicht.
Doch auch Blaubeerpfannkuchen und Nudelsuppe können
nicht verhindern, dass sich der Schlafmangel so langsam aber sicher bei allen
bemerkbar macht. Dennoch vergrößert sich unser Vorsprung von Runde zu Runde.
Als die 24 Stunden vorüber sind, sind 54 Runden vollendet und die Phönixen
haben sage und schreibe 17 Runden also fast 140 km Vorsprung vor dem zweiten
Frauenteam. Jedoch selbst bei den Mixed-Teams wären wir noch unter die besten
10 gekommen trotz eines Durchschnittsalters von deutlich über 40 Jahren.
Eines ist auf alle Fälle klar: das war nicht das
letzte 24h-Rennen meines Lebens. MTB-Marathons sind nett, aber richtiges
Rennfeeling kommt dort (zumindest in den Regionen, in denen ich unterwegs bin)
nicht auf. 24h-Rennen sind anders. Temporeich. Lenker an Lenker mit den
MTB-Profis - zumindest, wenn man gerade mal wieder überrundet wird.
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Siegerehrung: v.l. Rauthgundis Höschen, Mirjam Stumpf, Maya Struck, Gisela Nagel, Jutta Schubert, Dagmar Schröder, Anika Schubert, Janett Welzl, Eva Lohr |
Wirklich beeindruckt haben mich aber die Solofahrer.
Der Gesamtsieger spulte die Runde immerhin 61x ab. Also 7 Runden mehr als unser
8er Team ... völlig unvorstellbar ... zumindest für mich.
Tipps für "Ersttäter"
- Such Dir bei der Premiere - wenn möglich - Mitstreiter, die das Abenteuer schon mal mitgemacht haben und man sich auf diese verlassen kann. Es mach überhaupt keinen Spass, wenn mal am Ziel völlig ausgepumpt ankommt, wechseln will und niemand steht da, der den "Staffelstab" übernimmt.
- Die Verpflegung ist das A&O. Wenn möglich organisiere jemanden, der sich um das Essen kümmert. Da man ständig schon wieder auf dem Sprung zum nächsten Start ist, vergißt man leicht ausreichend zu Essen und zu Trinken. Wenn man sich in den kurzen Pausen - v.a. nachts - auch noch um Essen beschaffen und Geschirr kümmern muss, bleibt keine Zeit zur Erholung.
- Unbedingt 2 Lampen - wenn machbar für alle Teammitglieder - für die Nachtfahrt besorgen und das Rücklicht nicht vergessen. Nachts Lampen umbauen bringt nur Hektik.
- Nehmt Handys mit auf die Runde, so könnt ihr den nächsten Fahrer losschicken, falls ihr unterwegs einen Sturz oder Defekt habt und müßt nicht flicken oder die gnze Runde zu Ende laufen.
Und jetzt
viel Spass.
Und Gisela: Danke für alles.
Alle
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