Interview mit Pauline Grabosch: Doppel-Bahn-Weltmeisterin und "Eliteschülerin des Sports" 2015

Wie das Leben einer Doppel-Bahnweltmeisterin der Juniorinnen aussieht und wie versucht wird Leistungssport und schulische Ausbildung unter einen Hut zu bringen sind, wird im Interview des DOSB deutlich:

Pauline Grabosch ist nicht nur Weltmeisterin im 500 Meter Zeitfahren und im Team-Sprint im Bahnradsport, sondern auch Erstplatzierte „Eliteschülerin des Sports 2015“. Sie besucht die Eliteschule des Sports in Kaiserslautern. Beim Neujahrsempfang des Deutschen Olympischen Sportbundes wurde sie gemeinsam mit ihrer Partnerin im Teamsprint , Emma Hinze, geehrt. Im Interview mit dem DOSB spricht sie über ihre Anfänge im Radsport, künftige Ziele und gibt interessante Einsichten ihrer Einstellung dem dualen Werdegang gegenüber.

v.l. Christa Riffel, Niklas Märkl, Michael Müller, Pauline Grabosch, Richard Banusch   Foto: BDR - Facebook
 
Pauline, du besuchst die Eliteschule des Sports in Kaiserslautern. Wohnst du dort eigentlich auch im Internat?

Nein, ich habe eine eigene Wohnung, in der ich mir sozusagen mein eigenes kleines Reich eingerichtet habe. Anfangs habe ich auch im Internat gewohnt, mich aber dann entschieden in eine eigene Wohnung zu ziehen. Ich war sehr oft unterwegs und war im Internat nicht imme optimal. Außerdem wollte ich gerne, dass meine Eltern auch bei mit schlafen können, wenn sie mich mal besuchen.

Wie bist du denn eigentlich zum Bahnradsport gekommen?

Zum Radsport an sich bin ich auch durch Zufall gekommen. Weil ich sehr schnell gewachsen war und Knieprobleme bekam, musste ich leider die Leichtathletik aufgeben. Dann bot sich für mich der Radsport an, weil meine Knie dabei nicht so belastet werden. Zum Bahnradsport bin ich dann auch mehr oder weniger durch Zufall gekommen. Mein damaliger Trainer hat gesagt es wäre hoffnungslos mit mir, weil ich keine Berge hochkomme und keine Ausdauer habe. Gleichzeitig hat er aber vorgeschlagen, dass ich es mal bei der Bundessichtung für die Bahn probieren soll. Da  hat es dann recht gut geklappt. Der Nationaltrainer wollte mich haben und so nahm es dann irgendwie seinen Lauf.

Wie kam es denn dazu, dass du dich dazu entschieden hast auf eine Eliteschule des Sports zu gehen?

Ich war vorher auf einem Internationalen Gymnasium. Da haben sich auch alle bemüht meine sportlichen Anforderungen zu berücksichtigen. Allerdings wäre dort das Abitur in 13 Jahren nicht möglich gewesen. Durch die vielen Fehlzeiten hätte der ganze Stoff nicht vermittelt werden können. Da blieb mir dann nur noch der Schulwechsel und mein Nationaltrainer hat sehr viel Wert daraufgelegt, dass meine schulische Ausbildung genauso gefördert wird. Da bot sich dann natürlich eine Eliteschule des Sports an, bei der ein dualer Werdegang möglich ist. Und für mich kam dann auch nur eine Eliteschule des Sports mit einem Bahnradsport-Zentrum in Frage.
Man muss sich halt trotz der Schulzeitstreckung hinsetzen und Engagement zeigen.Aber viele Schüler sind einfach froh, dass es überhaupt eine Eliteschule des Sports gibt, die einem solche Möglichkeiten bietet.

Das hat sich ja in jedem Fall gelohnt, wenn man deine Erfolge anschaut. Wie viele Stunden trainierst du am Tag?
Pro Tag sind es etwa zwei bis vier Stunden, je nachdem was und wie wir trainieren. Dann aber auch sechs Mal pro Woche und manchmal zweimal pro Tag. Schule kommt dann auch noch dazu. Da habe ich ungefähr immer sechs – sieben Stunden am Tag.

Wow, du lebst den Sport also wirklich. Was ist denn für dich das Besondere an deiner Sportart?

Einmal sind es die Menschen, mit denen man in Kontakt kommt. Ich finde, dass die Bahnradsportler eine eher familiäre Gruppe sind. Es kennt quasi jeder jeden und man ist einfach mit allen befreundet. Am Sport an sich gefallen mir besonders die Geschwindigkeit und auch das Taktische.

Seid ihr nur auf der Bahn unterwegs oder macht ihr auch anderes Training nebenbei?

Wir sind nicht nur auf der Bahn unterwegs, da es wichtig ist den gesamten Körper zu trainieren. Wir machen daher auch mal Krafttraining oder gehen Schwimmen. Manche fragen sich zum Beispiel warum denn der Oberkörper trainiert werden muss. Es würden doch die Beine reichen. Man muss halt beim Radsport den ganzen Körper stabilisieren. Der Körper ist ein komplexes System und bei Schnellkraftsportarten muss alles aus den Punkt genau funktionieren. Da sind schon verschiedene Trainingsmethoden notwendig.

Hast du eigentlich Vorbilder? Sowohl im Sport als auch außerhalb?

Für mich persönlich ist außerhalb des Sports der weibliche Teil meiner Familie ein Vorbild. Für mich ist Familie auch das wichtigste. Und sportlich sind es auf jeden Fall Christina Vogel und Miriam Welte, die ja im Teamsprint sozusagen die Großen für uns sind. Zu denen schaut man schon hoch und will später mal genau so weit kommen, wie die beiden. Wenn man sie dann noch persönlich kennt und von Ihnen Tipps bekommt ist das schon motivierend. Manche träumen davon mit ihren Idolen überhaupt mal zu sprechen und wir trainieren einfach mal mit denen zusammen. Wie gesagt, es ist eben wie eine große Familie.
Seid ihr denn auch schon mal gegen die beiden im Wettkampf angetreten?

In Cottbus beim Training sind wir einmal als Teamsprint Junior gegen Teamsprint Erwachsenen gegen die beiden angetreten. In einem richtigen Wettkampf aber noch nie. Aber man schaut schon gerne zu und denkt dann: So schnell will ich auch irgendwann auch mal fahren. (lacht)
Da sind wir guter Hoffnung! Bist du mit der Emma Hinze eigentlich auch abseits der Sportanlage befreundet?

Also wir haben schon regelmäßig Kontakt und sehen uns auch außerhalb des Sports. Ich glaube auch, dass man eine gute Basis hinter den Kulissen haben muss, um im Wettkampf als Team funktionieren zu können. Wir haben viel Spaß miteinander und verstehen uns gut. Nur die geografische Entfernung macht es ein bisschen schwierig. Dadurch, dass wir ab 2016 wieder in unterschiedlichen Altersklassen starten werden, wird es nochmal schwieriger, weil man sich nicht mehr automatisch bei Lehrgängen sieht.

Als du von deiner Schule regional zur „Eliteschülerin des Sports“ ausgezeichnet wurdest, hast du dir da schon Chancen auf einen der ersten Plätze bundesweit ausgerechnet?
Mein Trainer hat zu mir gesagt:„Eliteschüler des Sports 2015 wäre doch mal was.“ Ich hätte aber nie gedacht, dass wir so weit oben ankommen. Beziehungsweise ganz oben. Es ist auf jeden Fall eine Ehre und ich glaube diese Ehre müssen und wollen wir auch verteidigen. Immerhin treten wir ja auch in große Fußstapfen. Dazu wünschen wir auf jeden Fall schon mal viel Glück!
Was sind jetzt deine Ziele für die nächste Zeit?

Dieses Jahr fahre ich nochmal bei den Junioren. Habe also erneut die Chance meinen Titel zu verteidigen auf 500 Meter. Eine Teamsprint Partnerin muss ich noch finden. Da sind meine Trainer schon auf der Suche. Ich bin mir sicher da wird sich noch was finden. In einem Jahr möchte ich dann natürlich mein Abitur machen. Am besten natürlich ein sehr gutes Abitur. Danach tendiere ich in den medizinischen Bereich. Was genau weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall will ich 2020 mit Emma in Tokio an den Start gehen.

Ist dir die duale Karriere eigentlich manchmal zu stressig? Oder würdest du es jederzeit wieder machen?

Ich würde es definitiv wieder machen. Ich glaube Sport ist eine Sache die man auf diesem Niveau nur einmal im Leben machen kann. Und da es ja Möglichkeiten gibt, beides unter einen Hut zu bekommen, warum sollte ich dann die Chance nicht wahrnehmen? Wenn man dann nach ein paar Jahren zurück schaut und eine Sache hängen lassen hätte, würde man es bereuen. Es gibt ja außerdem auch eine Karriere nach dem Sport und das sollte sich jeder Sportler zu Herzen nehmen.

Das ist eine gute Einstellung und wir wünschen dir alles Gute!

Hier kannst Du das Originalinterview nachlesen: Interview mit Pauline Grabosch

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